Raus aus der Höhle

Den einen oder anderen hat man in den letzten Tagen und Wochen des neuen Schuljahres noch sehen können. Der eine oder andere hat den einen oder anderen Grund, unsere Schule samt ihres lebendigen sowie scheinbar unlebendigen Inventars aufzusuchen - freiwillig aufzusuchen und freiwillig auch wieder zu verlassen. Davon mag der eine oder andere Jetzige nur träumen. Aber ab jetzt werden sie, unsere ehemaligen Zwölfer, weniger in unserem Gebäude präsent sein – aber sicher nicht weniger gedanklich. Denn gerade nun zum Beginn des Wintersemesters reisen sie; sie verlassen ihre gewohnte und zur Alltäglichkeit gewordene Umgebung; sie verlassen ihre Höhle. Sie tun es freiwillig und sie müssen nicht, wie in Platons Höhle, gezogen, geschleppt und  beinahe unfreiwillig über den Boden gezerrt werden. Obgleich das Verlassen als Bewegung dem einen oder anderen ähnlich schwer fallen und schmerzlich sein wird. Es ist die Angst verbunden mit der Neugierde, es ist das Fremde verbunden mit dem hoffnungsvollen Neuen, es ist das gewaltsame Loslassen-Wollen – auch derjenigen, die euch gehen sehen und euch dabei helfen: Eure Eltern, eure Freunde und manch Schulinventar.

2013 10 hoehlengleichnis

 

Aber denkt daran, wie unglaublich schön der Moment für Platons Gefesselten ist, als er die Höhle verlässt, als ihn schon allein das Licht der Nacht blendete, als er sich seines Körpers bewusst wurde, der begann zu leben, sich zu bewegen und mit ihm sein Geist, sein Denken, seine Seele und dann erst die Sonne des Tages. Allein stand er – außerhalb der Höhle - die eigene Freiheit so ahnungsvoll und doch verschleiert vor sich wähnend und die volle Verantwortung für sich selbst. All das Neue, das auf ihn eindrang, sich gleichsam eindrückte in sein Wesen, sich ihm aufzwängte, wollte er erkennen und durchdringen und immer weiter ging er, hindurch durch ein Tor, das Eingang und Ausgang zugleich schien, eine Verbindung und Grenze zugleich darstellt; Schatten auf der einen, Licht auf der anderen Seite.

2013 10 mykene

Geht auch ihr weiter – nach Dresden, Norwegen, Neubrandenburg, Leipzig, Frankfurt/Oder, Berlin, Greifswald, Rostock, Hamburg, Strasburg, Kiel, Pasewalk und stürzt euch auf das Neue, das andere Wissen – egal ob Kulturwissenschaft, Angewandte Mathematik, Psychologie, Jura, Informatik, Medizin, Pharmazie, Sozialpädagogik, Lehrer, in der Ausbildung bei einem regional ansässigen Finanzinstitut bzw. einer Versicherung - macht es lebendig und lasst euch anstecken davon, dass es in euch lebt und Sinn stiftet.

Und natürlich dürft ihr auch gern zurückkommen und berichten und überzeugen, aber ohne Angst, denn wir würden euch nicht so behandeln, wie es Platons in der Höhle Verbliebene täten … Wir werden euch zuhören und das Glänzen des Lichts über das Erreichte, das anfänglich scheinbar so Schwere in euren Augen sehen und spüren.

Also los, ihr „Eisenbahnreisenden“, macht euch auf und entdeckt euer eigenes, individuelles „Licht“ – „sursum corda“.

 

 
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